Richtig bohren

Wahrscheinlich kennt ihr das auch. Der Bohrer steckt im Bohrloch fest, ist abgebrochen oder läuft heiß. Nicht immer ist hier der Bohrer schuld. Mensch, Maschine und Material wirken sich ebenfalls auf das Bohren und die Bohrergebnisse aus.

Damit ihr für eure nächsten Projekte gut gerüstet seid, haben wir euch einige Tipps und Tricks rund um das Bohren zusammengestellt.

Der Weg zur perfekten Bohrung

Bevor ihr bohrt

Die richtige Vorbereitung erspart euch nicht nur Nerven, Zeit und Geld, sondern ist auch der erste Schritt zum optimalen Bohrergebnis.
In den folgenden Abschnitten findet ihr dazu alles Wissenswertes und könnt den Grundstein für eure Bohrung legen.

Der Arbeitsplatz

Säubert zunächst euren Arbeitsplatz und beseitigt mögliche Gefahren, die eure und die Sicherheit anderer beeinträchtigen könnten. Hierzu gehört z.B. auch die Überprüfung der Bohrstelle auf eventuelle Elektro- oder Wasserleitungen. Diese könnt ihr ganz einfach mit einem Leitungssucher aufspüren und so für euch kenntlich machen. Um jeglichen Gefahren mit Leitungen aus dem Weg zu gehen, solltet ihr bei Bohrungen, die nah an Steckdosen stattfinden, den Strom zur Vorsicht ausschalten.

Die eigene Sicherheit

Ihr liebt eure langen Haare und tragt vielleicht gerne Schmuck? Was im Alltag schön aussieht, kann beim Bohren zu einer echten Gefahr werden. Bindet euch daher die Haare zusammen und legt Schmuck, wie lange Ketten, Armbänder oder Ähnliches für die Zeit des Bohrens ab.
Schlagt zudem eure Ärmel um, damit diese nicht im Bohrer hängen bleiben können.
Zusätzlich solltet ihr euch mit einer Schutzbrille ausstatten, um eure Augen vor Staub oder Kleinteilen, die beim Bohren abplatzen können, zu schützen.

Damit ihr euch und andere beim Bohren auch vor eventuell herumschleudernden Gegenständen schützt, solltet ihr eure Werkstücke, in die ihr bohren wollt, gut sichern. Spannt dazu kurze Werkstücke z.B. im Maschinenschraubstock fest oder verwendet hierfür Zwingen zur Befestigung an eurer Werkbank. Lange Werkstücke dagegen, könnt ihr auf eine Bohrunterlage aus Holz oder Stahl legen und mit der Hand fixieren. Habt ihr genügend Zwingen zur Hand könnt ihr das Werkstück so noch zusätzlich an der Unterlage befestigen.
Ist euer Werkstück ordentlich gesichert, verhindert ihr später, dass der Bohrer sich einhakt und im schlimmsten Fall abbricht.

Das Material gibt den Ton an

Das Material gibt euch vor welchen Bohrer ihr benötigt. Seid ihr euch nicht sicher welches Material sich hinter der Wand verbirgt, genügt meist schon eine einfache Klopfprobe. Erklingt ein hohles Geräusch, spricht dies für eine Wand aus Gipskarton. Klingt der Ton dagegen eher dumpf, besteht die Wand aus einem massiveren Material, wie Naturstein oder Beton.
Wenn ihr ganz sicher gehen wollt, könnt ihr auch eine Probebohrung vornehmen. Sucht euch hierfür einen kleinen, dünnen Bohrer und führt die Bohrung an einer Stelle der Wand aus, die nicht gleich sichtbar ist.

Anhand des Materials könnt ihr auch eure Maschine für die Bohrung auswählen. Für Leichtbauwände aus Gipskarton, Holz oder andere weichere Materialien reicht eine Bohrmaschine ohne Schlagfunktion aus. Bohrungen in Stein oder Beton sollten mit einer Schlagbohrmaschine vorgenommen werden.
Für das Bohren in sehr harte Materialien, wie harten Beton, ist dagegen ein Bohrhammer zu empfehlen.

Das perfekte Match

Für jedes Material gibt es den richtigen Bohrer.
Welcher Bohrer für was geeignet ist, haben wir euch im Einzelnen zusammengefasst.

Es gibt zahlreiche Bohrer im Bereich der Holzbearbeitung. Sie alle zeichnen sich durch zwei scharfe Schneiden und eine Zentrierspitze aus. Dank dieser Zentrierspitze können die Bohrer auf Hart- oder Weichholz an der richtigen Stelle fixiert und ausgerichtet werden. Dies verhindert das Auslaufen des Bohrers beim Anbohren und eine Vörkörnung ist nicht mehr nötig. Am Bohrerschaft befindet sich die Spirale, über die der Holzstaub aus dem Bohrloch befördert wird. Holzbohrer sind für alle Holzwerkstoffe geeignet: Weich- und Hartholz, Sperrholz, Spanholz- und Holzfaserplatten. Auch Werk- und Naturholz können mit einem Holzbohrer bearbeitet werden. Eine Sonderform der Holzbohrer ist der sogenannte Forstnerbohrer, umgangssprachlich auch „Astlochbohrer“ genannt. Es handelt sich hierbei um spezielle Holzbohrer für große Bohrlöcher, die überwiegend im Möbel- und Konstruktionsbau verwendet werden. Forstnerbohrer sind dafür geeignet, Sacklöcher oder Aufnahmebohrungen für Türscharniere ins Holz zu fräsen. Mit ihren Außenschneiden durchtrennen sie beim Bohren die Holzfasern sauber und präzise. Dadurch werden Ausrisse beim Bohren eines Loches mit dem Forstnerbohrer verhindert. Forstnerbohrer mit glatten Schneiden eignen sich besonders für weiche Hölzer, während Varianten mit gezahnten Schneiden überwiegend für Harthölzer zu empfehlen sind.
Metallbohrer werden aus HSS Stahl gefertigt und verfügen über eine kegelförmige Spitze und zwei scharfe Schneiden. Einsatz finden die Metallbohrer bei allen Arten von Metall wie Stahl, Eisen, Kupfer, Messing und Aluminium sowie bei Kunststoffen.
Stein- und Betonbohrer sind speziell konzipiert für Schlagbohrmaschinen oder Bohrhämmer, um in harte Materialien zu bohren. Angelötet an der Spitze des Bohrers befindet sich eine besonders robuste, verschleißfeste Hartmetallplatte in Form eines Keils. Spitzen mit stumpfer Schneide eigenen sich für Beton, Mauerwerk und Ziegel sowie alle Arten von Stein. Bohrer mit geschliffener Spitze werden ohne Schlagbohr-Funktion bei porösen Werkstoffen wie Hohlziegel, Fliesen, Feinsteinzeug, Klinker sowie Kunst- und Naturstein verwendet.
Der Universalbohrer ist der Alleskönner unter den Bohrern. Mit seiner keilförmigen Spitze und seinen zwei scharfen Schneiden eignet sich der Universalbohrer für Konstruktionen, in denen verschiedene Materialien verbaut sind: ältere Mauerwerke mit Holzpfosten, hölzerne Wandverkleidungen auf Ziegel oder Stahlbetondecken. Trotz der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und den flexiblen Einsatzgebieten ist der Universalbohrer kein vollkommener Ersatz für die einzelnen Spezialbohrer.

Ran ans Bohren

Ihr habt alle Vorkehrungen getroffen? Dann kann es mit dem Bohren losgehen.

Markieren und Fixieren

Habt ihr den richtigen Bohrer gefunden, markiert ihr euch die Stelle eures Bohrlochs. Nehmt euch euren Bohrer zur Hand und steckt ihn in das Bohrfutter der Maschine. Fixiert den Bohrer anhand des Schraubmechanismus des Bohrfutters gut, damit er später nicht eiert.
Mit einem kleinen Streifen farbigen Klebebandes könnt ihr euch zudem die gewünschte Bohrlochtiefe direkt am Bohrer markieren. So lauft ihr nicht Gefahr evtl. zu tief zu bohren.

Standfestigkeit ist gefragt

Setzt den Bohrer im rechten Winkel an die Markierung, um möglichst gerade zu bohren. Achtet zudem darauf, dass ihr einen festen Stand habt, um die Maschine in ihrer Position halten zu können. Habt ihr für euch einen sicheren Stand gefunden, könnt ihr mit dem Bohren loslegen.

Reinigen des Bohrlochs

Das Bohrloch sitzt. Dann geht es jetzt ans Reinigen des Lochs. Entfernt mit einem Sauger oder einer kleinen Bürste mögliche Rückstände für einen besseren Halt von Schrauben und Dübeln.

Schöhnheitskorrektur

Euer Bohrloch ist doch zu groß oder zu klein geworden? Macht nichts!
Zu kleine Bohrlöcher, könnt ihr ganz einfach mit einem größeren Bohrer nachbohren. Zu große Bohrlöcher dagegen, könnt ihr mit Spachtelmasse korrigieren. Füllt diese in das Loch, drückt den Dübel hinein und wartet bis die Spachtelmasse getrocknet ist. Überschüssige Spachtelmasse könnt ihr zuvor entfernen.

Jedes Material hat seine Tücken

Das Bohren in unterschiedliche Materialien erfordert manchmal Fingerspitzengefühl. Worauf ihr bei welchem Material achten solltet, haben wir euch in den nachfolgenden Abschnitten zusammengeschrieben.

Bohren in Holz

Das Material Holz bringt einige Tücken mit sich, die einem das Bohren schwer machen können. Jedes Holzstück besteht aus Fasern, die in einer bestimmten Richtung verlaufen. Diese Richtung gibt auch die Bohrrichtung vor. Missachtet man den Verlauf der Fasern, können beim Bohren Fasern schneller ausbrechen. Dies ist dem Bohrdruck geschuldet. Muss man jedoch gegen die Faser Bohren, ist es ratsam ein weiteres Holzstück auf der Gegenseite der Bohrung fest zu spannen. Somit können unschöne Ausrisse am Bohrloch verhindert werden.

Um das Splittern des Holzes zu verhindern, sollte das Bohren zügig und mit einer hohen Drehzahl erfolgen. Bei Holz gilt: Je höher die Drehzahl, desto sauberer das Endergebnis. Habt deshalb keine Scheu und gebt ruhig mal Gas.

Achtet dabei jedoch darauf, dem Bohrer immer wieder Pausen zu gönnen, um ein Überhitzen zu vermeiden. Somit schützt ihr Bohrer und Holz gleichermaßen vor eventuellen Hitzeschäden.

Bohren in Metall

Das Bohren in Metall kann zu einer echten Herausforderung werden. Mit ein paar einfachen Tricks könnt ihr euch die Arbeit jedoch erleichtern.
Damit ihr beim Bohren in Metall mit dem Bohrer nicht abrutscht, solltet ihr das Metall an der Stelle, wo später das Loch sitzen soll, vorkörnen. Hierzu könnt ihr einen Nagel oder einen speziellen Körner verwenden. Durch das Vorkörnen bekommt der Bohrer mehr Halt beim Bohren und rutscht nicht so leicht weg.

Oft kommt es beim Bohren in Metall auch dazu, dass der Bohrer überhitzt. Sorgt daher für eine ausreichende Kühlung eures Bohrers. Hierzu könnt ihr das Bohren immer wieder unterbrechen und dem Bohrer somit kurze Verschnaufpausen gönnen.

Beim Bohren in Hartmetall empfiehlt es sich zudem die Bohrstelle mit Bohröl zu behandeln. Dies kühlt den Bohrer nicht nur, sondern verstärkt auch seinen Bohreffekt.
Kleiner Tipp! Platziert eine Unterlegscheibe auf der Bohstelle und gebt dann das Bohröl darauf. Das Bohröl kann nun nicht mehr über die ganze Metallfläche verlaufen und fließt kontinuierlich nach beim Bohren.

Auch die Drehzahl sollte der Härte des jeweiligen Materials angepasst werden. Hier kann folgende Regel angewendet werden: Je härter das Material, desto langsamer die Drehzahl des Bohrers und je weicher das Material, desto schneller die Drehzahl des Bohrers.

Und auch euer Feingefühl ist beim Bohren gefragt. Um saubere Ergebnisse zu bekommen, sollte nicht mit zu viel Druck gebohrt werden. Vor dem Durchstoßen des Metalls mit dem Bohrer gilt es die Kraft noch einmal zu reduzieren. So verhindert ihr neben unsauberen Löchern auch abgebrochene Bohrer.

Bohren in Stein und Beton

Die Beschaffenheit von Stein und Beton erfordert beim Bohren ein gewisses Feingefühl. Man mag vielleicht meinen bei solch harten Materialien ist Druck das richtige Mittel aber genau hier gilt es genau zu dosieren. Die ersten Millimeter beim Bohren in Stein oder Mauerwerk sollten immer ohne Schlag- und Hammerfunktion erfolgen, um das Abplatzen von Gestein zu verhindern.

Beim Bohren in Beton gilt es, wie bei Metall, das Bohrloch vorher zu präparieren. Nutzt hierfür z.B. alte Schrauben und schlagt diese mit ein paar Hammerschlägen in das vorgesehene Bohrloch um eine Vertiefung zu erhalten. In der geschaffenen Vertiefung findet der Bohrer später besseren Halt und rutscht beim Bohren nicht so leicht weg.

Um den Bohrer später ohne große Mühe aus dem Bohrloch entfernen zu können und ihn und das Bohrloch nicht zu beschädigen, sollte er unter Drehung wieder herausgezogen werden.

Wann sollte ein neuer Bohrer her?

Oft können stumpfe Bohrer das eigentliche Problem beim Bohren sein und sollten daher rechtzeitig aussortiert werden. Einen stumpfen Bohrer erkennt ihr ganz einfach an seinem Klang. Erzeugt der Bohrer beim Einsatz ein quietschendes Geräusch ist dies ein Hinweis auf Verschleiß und eine stumpfe Bohrspitze.
Auch seine Färbung kann ein Anzeichen eines Verschleißes sein. Ist die Spitze des Bohrers blau angelaufen, deutet dies darauf hin, dass der Bohrer ausgeglüht und stumpf ist.
Ihr solltet den Bohrer in jedem Fall gegen einen Neuen ersetzen.

DIY Hacks für den Bohralltag

In Fliesen bohren leichtgemacht

Das Bohren in Fliesen kann einem zu Schaffen machen. Gerade den Bohrer angesetzt und losgebohrt, rutscht er im schlimmsten Fall auf der glatten Fläche weg und das Loch sitzt nicht mehr da wo es sein soll. Damit das nicht passiert, nehmt ihr euch einfach ein Stück Kreppband und klebt es über die Stelle, wo später das Bohrloch sitzen soll. Markiert euch die Bohrlochposition auf dem Kreppband, setzt den Bohrer an die entsprechende Stelle und bohrt bei niedriger Drehzahl und geringem Druck durch die Fliese.Solltet ihr hierfür eine Schlagbohrmaschine verwenden, achtet darauf den Schlag zunächst auszuschalten und erst wieder zuzuschalten, wenn der Bohrer in der Wand sitzt. So vermeidet ihr, dass eure Löcher am Rand abplatzen.

Senkrecht den Überblick behalten

Senkrecht von oben ein Loch zu bohren erfordert Präzision. Oder ihr nehmt euch einfach eine alte CD zu Hilfe. Legt die CD mit dem Loch über die Stelle wo das Bohrloch sitzen soll. Setzt den Bohrer senkrecht von oben an und schaut in die CD. Dank des Spiegelbilds könnt ihr nun beim Bohren kontrollieren, ob ihr senkrecht oder schräg bohrt.

Überkopf bohren

Über Kopf Bohren ist nicht die angenehmste Haltung und lässt euch den Staub direkt ins Gesicht rieseln. Blinzelnd wird versucht die Augen und Atemwege vor Staub zu schützen.
Damit ihr in Zukunft keine Gesichtsverrenkungen mehr machen müsst, braucht ihr lediglich eine Plastikflasche, einen Plastikbecher oder eine Plastikschale.

Schneidet die Plastikflasche etwas oberhalb des Flaschenbodens ab. Nehmt euch den abgeschnittenen Flaschenboden zur Hand und stecht ein Loch durch die Mitte. Durch dieses soll später der Bohrer hindurch gesteckt werden. Achtet daher darauf, dass das Loch weder zu groß noch zu klein ist.
Setzt den zugeschnittenen Boden nun auf den Bohrer mit der Öffnung nach oben zeigend, wenn ihr eure Maschine zur Decke hin ausrichtet. Beim Bohren kann jetzt der Staub in den Flaschenboden rieseln und eure Augen und Atemwege bleiben verschont.
Vorsicht! Der Flaschenboden dreht sich beim Bohren mit. Es ist daher zu empfehlen eine niedrige Drehzahl zu verwenden.

Damit ihr auch die gewünschte Bohrtiefe erreicht, müsst ihr beim Zuschnitt zudem darauf achten, dass der Flaschenboden nachher nicht zu hoch ist. Korrigiert die Höhe gegebenfalls. Durch die Farblosigkeit der Plastikflasche habt ihr jederzeit Sicht auf das Bohrloch.

Bei der Verwendung eines Plastikbechers geht ihr wie bei der Plastikflasche vor. Stecht zunächst ein Loch durch die Mitte und schneidet euch den Plastikbecher auf die richtige Höhe zu. Im Anschluss setzt ihr den Becher auf den Bohrer und bohrt in die Decke. Wenn möglich solltet ihr auch hier einen farblosen Plastikbecher verwenden. Weiße Plastikbecher versperren euch ansonsten die Sicht auf das Bohrloch.

Die Verwendung einer Plastikschale dagegen, bringt den Vorteil mit sich, dass sich die Schale nicht mit dem Bohrer dreht. Hierzu stecht ihr durch die Mitte der Schale ein Loch, wo später der Bohrer sitzen soll und klebt die Schale mit ein bisschen Kreppband an der Decke fest. Achtet hierbei darauf, dass euer Bohrer lang genug ist, damit er später auch in die Decke bohrt. Beim Treffen des richtigen Bohrpunktes ist jedoch Präzision gefragt, da die Schale zum Teil die Sicht auf das Loch verdecken kann.

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